Huuiii, Kölle! Nachmittags aus dem ICE auf die Domplatte gestolpert und direkt angefangen Fotos von der örtlichen Schönheit zu machen. Aber nicht nur der Dom, diese “klitzekleine” hübsche Kirche, sondern auch die Menschen haben uns hier im positivsten aller Sinne gefangen genommen.
Aber erst einmal hatten wir das Bedürfnis zu essen, und kehrten bei einem vietnamesischen Restaurant ein um uns für den Abend zu stärken. Auf dem Weg dahin erinnerte sich Julia daran, warum sie, als sie in Köln studierte, am Wochenende nie in die Innenstadt gefahren ist: wirklich sehr viele Menschen. Was später dann aber ein totaler Vorteil für unsere Tour war.
Natürlich hat es unser dickes graues Meerestier, den Dugong, sofort ans Wasser gezogen, so ging es direkt an die Rheinterrassen. Unser Plan: am Wasser entlang laufen und mit Leuten sprechen. Dann über die Brücke auf ein Stadtfest gehen. Und danach zurück in die Innenstadt.
Das Allerpraktischste an der Location am Wasser in Köln war Folgendes: zum einen die Wasserschutzmauer, auf der sehr entspannte und neugierige Menschen saßen, mit denen wir ins Gespräch kommen konnten. Klar, dass Dugong und Schild dafür perfekt geeignet waren. Die Gefahr dennoch mit einem der sehr zahlreichen Junggesell*innen-Abschiede verwechselt zu werden, war so mittelgroß, aber nach kurzer Erläuterung im Zweifel auch schnell ausgeräumt. Schließlich verkaufen wir nix, sondern verschenken was: Wissen! Brausepulver! Dugong-Orakelkarten (das Quartett des Wissenschaftsjahres,kostenlos bestellbar hier: Bestellformular (PDF) oder per Mail unter redaktionsbuero@wissenschaftsjahr.de).
Zum anderen waren die Ausflugsboote sehr geschickt, denn sie haben uns bei unserem Unter-Wasser-Hören-Experiment die perfekt Kulisse geliefert. Denn sie sind laut und dienten als super Beispiel zu zeigen, dass sie unter Wasser noch viel, viel lauter sind. Vor allem für die Tierwelt. Ergebnis: Überall erstaunte Gesichter. Wir vermuten, dass die Käufe von Metall-Spiralen und Kordel in der nächsten Zeit extrem ansteigen… 🙂
Wir bekamen den Tipp, bloß nicht über die Brücke bis zum Stadtfest zu laufen, weil es doch weiter wäre, als wir uns vorstellen würden. Solche Infos von Ortsansässigen sind Gold wert und wir folgen ihnen gern, denn die Locals wissen es meist oft besser. Also konnten wir auf der, wie ein Teil der Kölner sagt, “richtigen” Rheinseite bleibend auf die Forschungsbörse aufmerksam machen, denn uns ist es mittlerweile schon oft passiert, dass uns die Menschen zu sich in die Schule einladen wollen. Vielen Dank für das Kompliment! Bei der Forschungsbörse können Lehrer Wissenschaftler zu sich in die Schule holen. Und die haben genauso Bock wie wir, über ihre Forschung zu erzählen. Fairerweise müssen wir zugeben, sie kommen vermutlich ohne Meeressäuger-Handpuppe, die wahnsinnig gern knutscht und orakelt. Aber abgesehen von diesem klitzekleinen Unterschied können wir das Programm nur wärmstens empfehlen.
Der Dugong macht sich einfach sehr schnell viele Freunde. Auf unserem Weg zum neuen Markt, bei einem kurzen Stopp an einem Kiosk, trafen wir auf einen Junggesellenabschied, von dem wir eine tolle Frage erhalten haben. Wir freuen uns immer noch, denn die Angler unter den Männern, sorgen sich um unsere Nordseekrabben. Also beantwortet wir demnächst: “Wo sind die Nordseekrabben hin?” Wir recherchieren und veröffentlichen die Antwort so bald wie möglich. Direkt nach diesem Intermezzo haben wir uns 2 Meter weiter in Richtung Markt bewegt, wurden aber von neugierigen Blicken abgehalten weiterzugehen. Denn Dugong, Schild mit der Aufschrift: “Ouzo, Pupse, falschen Eier” (dahinter verbergen sich wissenschaftliche Themen mit Bezug zu Meeren und Ozeanen) und Fotosession mit dem Junggesellenabschied plus unser Hörexperiment sorgten für weitere interessierte Nachfragen.
Aber nicht nur das, die zunehmende Dunkelheit machte das Mikroskop-Experiment auch sehr eindrucksvoll: schwimmende Einzeller unterm Laser! Und auf ein Mal wurde es sehr voll um uns herum. Woran das lag? Wir haben die “Kioskhopper” kennengelernt, die sich ausnahmsweise den innerstädtischen Kiosken angenommen haben und mit einer Gruppe von geschätzt 30 Leuten von Kiosk zu Kiosk zogen. Der Organisator hat sonst mehr Leute in Schlepptau, in Ehrenfeld so an die 100 und er besitzt eine eigene Facebook-Seite, die wir allen Kölnern empfehlen können, die gern in Gruppen unterwegs sind. Für uns bedeutete das: mehr Versuche und nette Kneipenempfehlungen und Gespräche. Weiter ging es in Richtung Pizzeria. Hunger bei der Arbeit ist nicht förderlich und muss strengstens unterbunden werden. Wir trafen dort auf interessierte Kellner, der uns sogleich den Spitznamen Team-“Findet Nemo” verpasste. Mit dem Schild und dem Dugong kommt man nicht unentdeckt davon. Und das wollen wir ja auch gar nicht. 🙂 Also gab es Experimente für die Kellner und für uns Pizza und ein trockenes Plätzchen , denn tatsächlich wurden wir von einem Regenschauer überrascht. Das störte uns aber nicht weiter, weil wir die musikalische Untermalung in der Pizzeria und die Zeit für ein Tänzchen genutzt haben.
Eine unserer witzigsten Begegnungen kam dann wieder auf dem Rückweg zustande. Der Regen hatte die Leute von der Straße getrieben, dementsprechend waren Kioske mit Dachvorbau beliebt. So kam es, dass wir von einem Ruthe-Fan identifiziert wurden. Mit dem haben wir den Anfang des vorigen Abends auf unserer Tour durch Bielefeld verbracht (Tourbericht dazu hier). Mit einer derartig schnellen Wiedererkennung hatten wir nicht gerechnet. Die Medien sind schnell… Und natürlich haben wir auch hier tief in die Experimente und Orakel-Kiste gegriffen und fleißig Orakel-Karten verteilt.
Der Dugong wurde ein letztes Mal mit einem in ein Tierkostüm gestecktes Kleinkind verwechselt (das liegt an seiner Größe und daran, dass man ihn sich locker auf den Hüftknochen stellen und mit einer Hand um seine “Hüfte” halten kann, so dass er einem niedlichen Kleinkind zum Verwechseln ähnlich sieht…) und brachte uns ins Gespräch mit der letzten Gruppe des Abends, die sich sonst nie in der Innenstadt herumtreiben. Da hatten wir Glück, denn mit ihnen ging es in die letzte Runde zu den Themen “Was macht man als Wissenschaftler eigentlich so?”, “Wo sind die besten Tauchspots?”, “War Julia schon mal Tiefseetauchen?” (leider nein) und Julia hat noch eine Runde aus dem Forschungsalltag mit Korallen geplaudert. Der Abend ging dementsprechend weit nach Mitternacht zu Ende. Für alle Film-Freunde mit Netflix: hier gibt es übrigens eine Dokumentation über Korallen.
Fazit des Abeds: Kölner sind super offen, interessiert und freuen sich, wenn sie neben der abendlichen Freizeitbeschäftigung spontan noch was dazulernen. Coole Sache!
Den Neu-Kölner, nämlich die chaotische Hälfte des Wissenschafts-Podcast “Methodisch Inkorrekt” aka unser Freund und Bestseller-Sachbuch-Autor Reinhard, haben wir am nächsten Tag endlich auch noch getroffen. Wir kennen uns alle von Science-Slams, auf denen wir gemeinsam aufgetreten sind. Wissenschaft und Neugier hängt dicht beisammen und so war es ein Leichtes den Reinhard in die Geheimnisse des Rotkohl-Blubberns einzuweisen (unser Experiment zur Versauerung der Meere). Wer sich den Podcast ab und zu anhört, weiß, dass wir regelmäßig Experimente austauschen. Und normalerweise bei gemeinsamen Veranstaltungen auch Dugong-Küsse, bloß musste das Meerestier schon wieder an die Elbe reisen und fiebert dem nächsten Mal “Knutschen mit Reinhard” entgegen.