Allgemeine Infos
- Gebräuchlicher Name: Küstenseeschwalbe
- Wissenschaftlicher Name der Art: Sterna paradisaea
- ICUN rote Liste: Nicht gefährdet, Anzahl aber abnehmend
- Vorkommen: hauptsächlich in den arktischen Regionen, zu den südlichsten Brutgebieten gehören auch Nord- und Ostsee
- Flügelspannweite: bis zu 85 cm
- Gewicht: bis zu 125 Gramm schwer
- Lebenserwartung: bis zu 34 Jahre
Dieses bezaubernde Tier wohnt dort, wo die Sonne scheint. Wer direkt hinterher möchte, sei gewarnt: gleichzeitig ist es dort, wo sich Küstenseeschwalben hauptsächlich aufhalten, enorm kalt!
Weil Küstenseeschwalben zierliche Tiere sind und es viele von ihnen auf ähnlichen Reiserouten gibt, ist die Art ihre Reisen wissenschaftlich mitzuverfolgen nicht so einfach wie bei unserem Dugong (das Tier, was sich auf unserer Tour mit euch durch die Woche orakelt. Über den Dugong gibt es hier mehr.) Der hatte es den Wissenschaftlern insofern leicht gemacht, als dass er als einziger Dugong auf einer Insel fern des Festlandes auftauchte. Woher er genau kam, ist unklar, dass er mindestens 1000km durch das offene Meer schwamm, ist unbestritten. Ein englisches Paper dazu gibt es hier zum direkten Download.
Die Reiserouten der Küstenseeschwalbe nachzuvollziehen ist hingegen eine kühle Angelegenheit und weit ab von jeglicher tropischer Stimmung. Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern betreiben seit einigen Jahren Tracking, also die Nachverfolgung dieser Tiere. Bei einer Markierungsaktion in Grönland in einem der Brutgebiete wurden die liebsten Reiseroute von elf Küstenseeschwalben über Sender ermittelt. Dafür musste ein Mini-Sender am Bein befestigt werden. Dass das auch etwas gefährlich sein kann, zeigt dieses Bild von einer angreifenden Küstenseeschwalbe auf der linken Seite.
Und die Vorsilbe “Mini” ist bei dem Sender durchaus ernst gemeint. Durch nur 1,4 Gramm Gewicht und der winzigen Größe wird die Küstenseeschwalbe nicht beeinträchtigt. Rechts könnt ihr ein Bild dieses Senders sehen, im Größenvergleich mit einem Streichholz.
Die Wissenschaft verändert sich rasant, so dass die neusten Reisedaten mittlerweile mit nur 0,7 Gramm schweren Sendern erhoben werden. Diese hat einen neuen Rekord zu Tage gefördert, denn die weitgereistetste Küstenseeschwalbe hat eine jährliche Strecke von über 96.000km hinter sich gebracht. Wäre die Nachverfolgung der Reise per GPS möglich, käme wahrscheinlich eine noch längere Strecke zu Tage. Die aktuell verwendeten Sender senden nur ein Mal am Tag die Position des Vogels und ermitteln damit nicht die gesamte Strecke. Per GPS wäre dies möglich, aber die entsprechenden Geräte sind aktuell noch zu schwer.
Start war dabei die Farne Inseln, wo sich die Küstenseeschwalben mit Sandaalen den Bauch vollschlagen, solange es geht. Sandaale sind kleine Nahrungsfische und damit ein wichtiger Teil der Nahrungskette, auf die die nächstgrößeren Fische, Vögel und Meeressäuger angewiesen sind. Sie dienen auch in der Fischindustrie als Futter.
Die Reiseroute des aktuellen Reiseweltmeisters unter den Küstenseeschwalben sieht so aus:
Küstenseeschwalben sind Teil des marinen Ökosystems. Im Gegensatz zu uns reisen sie äußerst umweltfreundlich und nutzen ihre Energie und den Wind optimal aus. Als Treibstoff dient ihnen der Fisch der Weltmeere.
Erste Tauchtiefe
- Wikipedia: Küstenseeschwalbe
- tierdoku.com: Küstenseeschwalbe Steckbrief
- beachexplorer.org: Küstenseeschwalbe Steckbrief
- Englischer Artikel der Universität Newcastle: die Rekord-Küstenseeschwalbe
Zweite Tauchtiefe
Hier sind einige wissenschaftliche Artikel verlinkt – dazu haben wir eine kleine Starthilfe geschrieben: Wie liest man einen wissenschaftlichen Artikel?
- Internationale rote Liste der gefährdeten Arten für die Seeschwalbe
- Wissenschaftlicher Artikel (engl.): Åkesson, S.; Hedenström, A. (2007): How Migrants Get There: Migratory Performance and Orientation. In: BioScience 57 (2), S. 123,
- Wissenschaftlicher Artikel (engl.): Egevang, C. et al. (2010): Tracking of Arctic terns Sterna paradisaea reveals longest animal migration. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 107 (5), S. 2078– 2081,
- Wissenschaftlicher Artikel (engl.): Mcknight, A. et al. (2013): „Stepping stone“ pattern in Pacific Arctic tern migration reveals the importance of upwelling areas. In: Marine Ecology Progress Series 491, S. 253–264,
- Das “Arctic Tern” Projekt (engl.): http://arctictern.info/
Englische Bücher
Cox, G. W. (2010): Bird migration and global change. Washington, DC: Island Press (google books)
Schueller, G. H.; Schueller, S. K. (2009): Animal migration. New York: Chelsea House (google books)
Text: CC-BY-SA 4.0, Inga Marie Ramcke für Plötzlich Wissen!