Eine interessante Frage meines Mitbewohners kam neulich auf und zwar fragte er sich, ob Krebse Krebs bekommen können und ob es stimmt, dass Haie keinen Krebs bekommen?
Antwort:
Tatsächlich scheint es so, als ob Crustacean, das schlaue Wort für Krebstiere, wohl sehr sehr selten Krebs bekommen. Was nicht an ihrer kurzen Lebensdauer liegt – bei einigen von ihnen, z.B. den Hummern, wird geschätzt, dass sie bis zu 100 Jahre alt werden können. Bis jetzt gab es nur 15 beschriebene Fälle von Krebs in Crustacean. Daher wird vorgeschlagen, Crustacean vermehrt für die Krebsforschung zu nutzt.
Es ist hingegen ein weit verbreiteter Mythos, dass Haie keinen Krebs bekommen können. Bei ihnen können sich zwar auch Tumore bilden, aber diese kommen seltener vor als im menschlichen Körper. Dieser Mythos hat leider vielen Haien das Leben gekostet und sie sind als Krebswunderheilmittel pulverisiert worden.
Tiere ,die hingegen wohl tatsächlich keinen Krebs ausbilden, sind die Nacktmulle. Nacktmulle sind zwar nach unseren Maßstäben nicht gerade die optisch attraktivsten Tierchen, sie sind aber sehr spannend. So bilden sie zum Beispiel als einzigen Säugetiere die Staaten wie Bienen, d.h. sie haben eine Königin.
Sie haben ein verringertes Schmerzempfinden, können mit sehr niedrigen Sauerstoffkonzentrationen auskommen, müssen nicht trinken und sie haben noch viele weitere faszinierende Eigenschaften.
Aber warum bekommen nun eigentlich manche Tiere Krebs und manche nicht? Das nennt sich das Peto’s Paradox. Das Paradox beschreibt, dass das Vorkommen von Krebs nicht mit der Zellanzahl und langer Lebensdauer eines Organismus korreliert. Kurz gesagt: wenn die Wahrscheinlichkeit, das sich eine Zelle in eine Krebszelle wandelt bei jeder Zelle gleich wäre, dann müssten große Lebewesen mit einer hohen Zellanzahl und langer Lebensdauer öfter Krebs bekommen. Es wurde aber gezeigt, dass Krebsanfälligkeit nicht mit Zellanzahl und Lebensdauer korreliert. Zumindest nicht zwischen Arten. Mäuse bekomme zum Beispiel sehr häufig Krebs, Elefanten und Bartenwale eher selten. Daher müssen evolutionsbiologische Gründe dafür verantwortlich sein, dass manche Tiere schneller und öfter Krebs bekommen als andere. Da macht es natürlich Sinn an den Tieren, die anscheinend kaum oder gar keinen Krebs bekommen, zu forschen. Erst vor zwei Jahren wurde bei den Nacktmullen eine Zuckergruppe gefunden, die anscheinend das Tumorwachstum unterdrücken kann. Das ist natürlich ein super Entdeckung für die Krebsforschung. Wie Krebse den Krebs umgehen, wird wohl auch an bestimmten Zelleigenschaften liegen ,aber da weiß man leider noch nichts Genaueres.
Erste Tauchtiefe:
- Wikipedia: Krebstiere
- Wikipedia: Nacktmull
- Wikipedia (engl.): Peto’s Paradox
- mare.de: Der Hai kann den Krebs nicht besiegen
- ScienceBlogs (engl.): Sharks DO get cancer
- Blog: Why lie about sharks beats truth about
Zweite Tauchtiefe
- Wissenschaftlicher Artikel (engl.): Vogt, G. (2008), How to minimize formation and growth of tumours: Potential benefits of decapod crustaceans for cancer research. Int. J. Cancer, 123: 2727–2734. doi:10.1002/ijc.23947
- Wissenschaftlicher Artikel (engl.): Tian X, Azpurua J, Ke Z, et al. INK4 locus of the tumor-resistant rodent, the naked mole rat, expresses a functional p15/p16 hybrid isoform. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. 2015;112(4):1053-1058. doi:10.1073/pnas.1418203112.
- Wissenschaftlicher Artikel (engl.): John D. Nagy, Erin M. Victor, Jenese H. Cropper; Why don’t all whales have cancer? A novel hypothesis resolving Peto’s paradox, Integrative and Comparative Biology, Volume 47, Issue 2, 1 August 2007, Pages 317–328, https://doi.org/10.1093/icb/icm062