Ach, wäre das praktisch, wenn die Küsten ständig Selfies von sich machten und damit Twitter und Instagram fluteten. Es wäre aber nicht nur schön, weil die Küsten oft einfach schön anzusehen sind, man kann an den Bildern viel mehr erkennen. Der Klimawandel beeinflusst nämlich auch Küstenlinien. Um das Risiko des Meeresspiegelanstiegs besser zu verstehen, können Bilder der aktuellen und früheren Küstenlinien helfen. Es besteht bloß das Problem, dass Küsten so selten Selfies machen und keine Instagram Accounts benutzen, um ihre Tagesform zu posten (im Gegensatz zu uns unserem Account)…
Aber genau da können wir nachhelfen. Die Forscher der Coastal Risks and Sea-Level Rise Research Group an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel haben gemeinsam mit dem Exzellenzcluster “Ozean der Zukunft” ein Bürgerwissenschaftsprojekt namens Coastwards ins Leben gerufen und freuen sich über möglichst viele Fotos von Küsten weltweit. Die Fotos werden in eine Datenbank eingespeist, um langfristige Veränderungen der Küstenlinie sichtbar machen zu können. Mitmachen können alle Menschen, die Lust haben, und in der Lage sind, Küstenbilder online auf der Website hochzuladen. Von Interesse ist der Bereich, auf dem man erkennen kann, wo und wie das Wasser auf Land trifft, und natürlich der Küstenabschnitt dahinter. Gesucht werden also eigene Bilder auf denen die Küste erkennbar ist, inklusive der geographischen Information. Und schwups ist der Wissenschaft schon wieder ein bisschen geholfen. Unser Küstenselfie auf unserem Twitter-Kanal käme daher nicht in Frage, denn die Küstenlinie ist nicht ordentlich erkennbar. Von der Veränderung der Küstenlinien und dem Anstieg des Meeresspiegels ist übrigens ein Großteil der Menschheit betroffen. Mit dem stetigen Anstieg der Weltbevölkerung werden bis 2050 weltweit 22% der Menschen die in Küstengebieten leben betroffenen sein.
Weil wir ja sehr gern interdisziplinär unterwegs sind, gibt es hier noch einen Lesetipp für alle, die sich nicht wirklich vorstellen können, was große Überschwemmungen und ein Anstieg des Meeresspiegels für die Menschheit bedeuten. Dafür gab es schon immer die Science Fiction Autoren, die eine Ecke weiter denken. In diesem Fall geht es um die Duologie von Stephen Baxter namens “Die letzte Flut” und “Die letzte Arche”, in denen die Folgen der Veränderung des Meeresspiegels und die Lösungsansätze (Flucht in den Weltraum der Superreichen in Band zwei) beschrieben werden. Was mit großen Städten, wie London, New York und Istanbul und der Menschheit passiert, ist hier ein Mal durchdacht und in einer Art Katastrophenstudie literarisch aufbereitet. Also nicht nur was für Sci-Fi Fans, sondern ein Thema, das es zu überdenken gilt.
Erste Tauchtiefe
- coastwards.org: Website des Projekts
- meeresatlas.org: Leben in der Risikozone
- oceanreview.com: Die ungewisse Zukunft der Küsten
Zweite Tauchtiefe
- Wissenschaftlicher Artikel (PDF): Sterr, Horst. “Folgen des Klimawandels für Ozeane und Küsten.” (2007).