Eine Frage von euch: Warum taugt nur Meersand für Beton?

Warum taugt nur Meersand für Beton?

"Warum taugt nur Meersand für Beton?"

Als wir in Bielefeld auf dem Weg ins Hotel durch die letzten 200m in Richtung Bahnhof stapften, wurden wir von einer kleinen Gruppe diskussionsfreudiger und neugieriger Herren angesprochen. Sie hatten es sich im vermutlich letzten geöffneten Restaurant gemütlich gemacht und wollten einfach mal mit Leuten quatschen, die mit merkwürdigem Schild und Handpuppe um die Uhrzeit noch auf der Straße rumliefen. Natürlich haben wir einen allerletzten Zwischenstopp eingebaut, uns sehr nett unterhalten und die letzte Frage des Abends – oder genauer gesagt: die erste Frage des neuen Tages… – abgegriffen. Jemand aus der Gruppe hatte gehört, dass es einen irren Sandhandel auf der Welt gibt, weil baufreudige Nationen jeden verbaubaren Sand aufkauften. Und deshalb würde der baufähige Sand, der laut ihrer Information ausschließlich aus dem Meer gewonnen sei, knapp. Also auf zur Beantwortung der Frage: “Warum taugt nur Meersand für Beton?”.

Antwort

Der Baustoff, um den es nun geht, heißt Beton und besteht aus einer Mischung, in der vor allem Sand vorkommt. Die beiden anderen Bestandteile sind Wasser (als Zugabewasser um die chemische Reaktion auszulösen) und Zement (als Bindemittel). Mit Wasser und Sand sind die beiden auf der Welt am häufigsten genutzten natürlichen Ressourcen enthalten. Und, was den natürlichen Sand, und oft auch Kiesanteil, betrifft, auch Ressourcen mit einer extrem langen “Produktionsdauer” von mehreren Millionen Jahren.

Sand im Vergleich: links Strand, rechts Düne/Foto: Michael Welland,Through the sandglass-Blog (siehe zweite Tauchtiefe)

Wenn man sich Sand genauer anschaut, bemerkt man spätestens nach einer Untersuchung mit einer Lupe, dass es beim Sand unterschiedliche Formen  gibt. Die Körner des Sandes aus dem Meer und den Flüssen sind besonders begehrt. Sie sind eckiger, haften dadurch besser und ermöglichen eine stabilere Bausubstanz als die Sandkörner von Dünen aus der Wüste. In dem Bild links könnt ihr es euch in mikroskopischer Vergrößerung anschauen. Links ist der feinkörnige und eckige Strandsand zu sehen. Auf der rechten Seite sind die Sandkörner vom Wind ganz rund geschliffen: sie stammen von einer Düne. Und sind damit für das Anhaften des Zementes nicht gut geeignet, so dass Sand für Beton hauptsächlich aus Meeren und Flüssen gewonnen wird. Das wiederum gefährdet unser Ökosystem, denn der Sand fehlt dort, wo er natürlicherweise am meisten Sinn macht: er schützt unsere Küsten, hat Einfluss auf die Strömungen und dient als Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Die Seegraswiesen des Dugongs (hier mehr zu Seegras und hier mehr zu Dugongs) leiden und ihr verschwinden lässt Meerestiere flüchten. Oder – schlimmer noch – die Tiere verenden im Saugrüssel der Transportschiffe, die den Sand vom Meeresboden absaugen und auch der “Staub”, der aufgewirbelt wird, trübt das Wasser über Kilometer hinweg und stört die Lichtzufuhr für Seegras und Algen – unsere wichtigen Sauerstofflieferanten.

Als Alternative für den Meeressand als Bausubstanz bietet sich übrigens das Recycling von Bauschutt an. Leider ist dies aktuell nicht die kostengünstigere Alternative zu Meersand, so dass sie sich bisher nicht im großen Stil etabliert hat. Es ist nicht so, dass sich nur Meersand als Baustoff eignet, sondern auch Flusssand. Allerdings haben die Länder mit Wüsten, und somit riesigen Sandvorkommen, kein Glück mit ihrem eigenen Wüstensand als Bausubstanz und das ist ein großes Problem.

Sand wird für noch viel mehr Dinge verwendet, als bloß für Beton. Denkt an Kosmetika, Handys, Computer, Farben etc.  Abgesehen davon, dass schon seit längerem das “Verschwinden” von Sand bekannt ist und mittlerweile auf der Agenda der Vereinten Nationen steht (folgender Link führt zu einem Dokumentarfilm, der u.a. diese darauf aufmerksam gemacht hat: “Sand-Die neue Umweltzeitbombe“), führt der Raub-Abbau von Sand zu ungeheuer großen Umweltschäden in Flüssen, Meeren und Ozeanen. Eine ZDF-Dokumentation der Sendereihe Leschs Kosmos klärt über die Begehrlichkeiten rund um den Sand auf (hier entlang) und zeigt u.a., dass sich mittlerweile eine sogenannte Sand-Mafia entwickelt hat, die weltweit ihr Unwesen treibt…

Erste Tauchtiefe

Zweite Tauchtiefe

 

Text: CC-BY-SA 4.0, Inga Marie Ramcke für Plötzlich Wissen!

6 Kommentare

  1. Wie Sie bereits sagen, besteht Beton aus einer Mischung, welche hauptsächlich Meersand beinhaltet. Ich denke, dass man bei dem Baustoff Beton auch das Recycling betrachten sollte. Heutzutage kommt dem Recycling von Altbeton zunehmende Bedeutung zu. Vielen Dank fürs Teilen und für die Erläuterung der Nutzung der verschiedenen Sand-Typen beim Betonbau.

  2. Ausschlaggebend ist die vielfältige Korngröße(welche durch die Siebreihe;die die kleinste bis zur größten Korngröße entsprechend der Kornanteile bestimmt wird)welche im Zusammenhang mit entsprechendem Zement (auch Zusatz Stoffe) einen dementsprechenden Beton ergibt.

    1. Hallo Anonymus, ich bin mir unsicher, was du genau meinst. Hier geht es ja erstmal nur darum, dass sich nur Sand eignet, der KEINE zu starke Rundung hat. Welche Korngröße dann verbaut wird, hängt dann wieder davon ab, wofür der Beton (dessen einer Bestandteil eben der Sand ist) genutzt wird. Mehr zu Beton gibt es u.a. hier zu lesen: https://www.baunetzwissen.de/beton/fachwissen/eigenschaften/einfluss-der-gesteinskoernung-150964 Herzliche Grüße!

  3. Ich wusste, dass Beton aus Zement, Sand und dem Zugabewasser besteht. Ich arbeite sehr viel mit dem Baustoff. Allerdings wusste ich nicht, dass der Sand von Meeren oder Flüssen kommen muss.

  4. Interessant, dass Sand so begehrt ist. Ich benötige ihn für meinen Garten und bin nun froh, dass ich meinen Transporter aufbauen lassen habe. So kann ich ihn sicher nach Hause transportieren.

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